kann ich gar nicht mehr mitreden, seit 03/2020 keinen tropfen alkohol mehr. besser so. aber den 10er laphroaig vermisse ich schon manchmal, alles teurere fand ich nicht wirklich besser.
Zitat von bassocksky im Beitrag #3784Ich habe vorhin einen Anruf erhalten dass unser Gitarrist und einer meiner langjährigen besten Freunde plötzlich an Herzversagen gestorben ist.
Ich saß gestern Abend vor meinem ganzen Bassgeraffel und -Gemüse zuhause und konnte damit nichts anfangen. Das "wofür" fehlte.
War für mich die Bestätigung, dass mein gesamtes "Basserleben" darauf ausgerichtet ist, zusammen mit anderen Musik zu machen. Alleine ist es für mich völlig uninteressant.
Neben der Trauer um meinen Freund wird es irgendwann in der Zukunft noch einmal ganz haarig, wenn der Proberaum in seinem Haus von uns abgebaut wird. Da haben wir auch mindestens 18 Jahre verbracht .... Zwei Räume voll mit Geraffel, von den ganzen Dämmungen noch gar nicht gesprochen.
Dann werde ich es wohl endgültig verstehen, dass die Zeit nicht umkehrbar ist.
Heute Abend werde ich mir mit meinem Schlagzeuger die Kante geben.
Meine Story dieser Art geht so: Mein Mentor war Frank, der beste Schlagzeuger, mit dem ich je zusammen musizieren durfte. Er hatte mich bei meiner ersten Coverband gesehen und abgeworben, da war ich 18. Die Jungs in der neuen Band waren alle schon sehr sehr viel weiter als ich und die Proben waren ultra hart für mich. Ich konnte mir diese 1000 Parts in jedem Song einfach nicht alle merken und das Spielen an sich war auch ne Nummer für sich. Da hat er Bass/Schlagzeug-Proben noch vor der eigentlichen Bandprobe angesetzt. Streng hat er immer mein Spiel unterbrochen, wenn das Timing nicht stimmte. 1 Stunde nur strenge Timingübungen (er war Berufsmusiker der Bundeswehr) und dann 4 Stunden Bandprobe. Ich hatte Bauchschmerzen vor den Proben... Aber ich genieße es noch heute, mit besseren Musiker zusammen zu spielen, nie habe ich mehr gelernt. Mit Frank habe ich dann sicher 20 Jahre am Stück in jeder Band zusammen gespielt, wir sind gemeinsam durch ganz Europa getourt. Mit Frank habe ich meinen ersten guten Whisky getrunken, meine erste Pfeife zusammen gekauft jedes Silvester den Lieblingssong unserer gemeinsamen Lieblingsband um 00:00 Uhr laut mitgröhlend geschmettert, während alle anderen auf der Straße standen. Best buddies! Dann machte sich irgendwann ein Unfall noch aus der BW Zeit bemerkbar, sein Sprunggelenk war mal verletzt worden und plötzlich konnte er die Kick nicht mehr zuverlässig bedienen. Schlimm für einen Berufsmusiker. Er fing damals an zu trinken und war dann nach einer Stunde Probe betrunken etc. Wir haben dann die Band aufgelöst, weil es so niemand mehr Spaß machte und es auch unschöne Situationen gab. Der Kontakt ging etwas verloren. Frank driftete vollends in den Alkohol ab, hat versucht sich zu erhängen,- aber das Seil riss und er stürzte im Treppenhaus eine Etage hinab und brach sich ein Bein dabei. Nach einigen Jahren der Alkoholsucht schaffte er es, trocken zu werden...und wurde dann von seiner Schwester bei ihm zu Hause tot aufgefunden, er hatte ein Aneurysma in der Speiseröhre.... Als ich das hörte, ist auch für mich eine Welt untergegangen. Mensch, wenn ich doch noch immer Kontakt gehabt hätte all die Jahre. Ich vermisse ihn jedes mal, wenn ich mir den Bass umschnalle. Er war wirklich wie ein Bruder, den ich nie hatte. Damit ich ihn nicht vergesse, war er so freundlich, an meinem Geburtstag zu gehen. Zu seinem Begräbnis kamen keine alte Bandgefährten... mit allen hatte er sich mit der Zeit überworfen. Seine Ex-Frau (auch zwei Ehen waren gescheitert) spielte beim Begräbnis zwei Songs "unserer" Lieblingsband. So viele Krämpfe hatte ich nie mehr innerlich seit dem. Ich frage mich bei jedem neuen Whisky, ob er Frank wohl geschmeckt hätte :-) Ach und die Pfeife hatte ich jahrelang bei Seite gelegt. Vor ein paar Jahren gab es dann eine Ausstellung eines sehr berühmten Pfeifenbauers in Ahrweiler, dem Ort in dem Frank gelebt hatte. Ein 4-Gänge Essen im besten Hotel am Platze mit Ausstellung. Ich wollte gar nichts kaufen, wie es so kommt, hab ich mich natürlich doch in eine Pfeife verliebt, es musste aber in Bar bezahlt werden. Unvorbereitet auf einen Kauf stand ich da. Ich kam mit dem mir unbekannten Ortsansässigen Tabakhändler und Ausrichter des Abends ins Gespräch und ich sprach von Frank aus dem Ort und wie er mich zur Pfeife gebracht hatte. Da bekam er feuchte Augen und sagte, wenn ich ein Freund von Frank sei, könne ich mir alles mitnehmem, was ich wolle und einfach irgendwann mal reinkommen und zahlen, er wüsste, das ginge 100% in Ordnung. Er drückte mir die ausgewählte Pfeife in die Hand, sagte er bräuchte nichts aufzuschreiben, ich würde schon vorbei kommen und ging. Ich bin mir heute so bewusst, was ich Frank alles zu verdanken habe... (und ich meine nicht diese eine, neue Pfeife)
Erzählt euch also tolle Geschichten von eurem Freund heute Abend und versucht, die guten davon zu würdigen und ggf. die schlechten zu vergessen. Die gemeinsamen Erlebnisse sterben nicht, sie bleiben für immer ! Ich werde dann in Gedanken an unsere beiden Freunde dann heute auch ganz bewusst ein Glas nehmen.
Diese Erkenntnis hat mich in jüngster Zeit davon abgehalten, mir dann doch einen Synthi und und und zu kaufen. Alleine produzierte Musik würde mich auf Dauer nicht glücklich machen.